Die Schweden ham’s drauf. Das was H&M hierzulande für die Modebranche ist, ist IKEA für die Einrichtungswelt. Zumindest haben sie – abgesehen vom Gründerland – etwas gemeinsam.
Beide Labels spalten die Menschen – vereinfacht gesagt – in zwei Lager: es gibt die, die dort gar nicht erst einkaufen gehen, weil es jeder tut und jeder zweite das gleiche Regal (oder den gleichen Pullover) daheim stehen hat -und weil es einfach zu mainstream ist. Verständlich.
Und dann gibt es da noch die, die IKEA lieben.
Der Unterschied zwischen den zwei Giganten: Der große Möbelschwede hat eigentlich das, was wir schon fast als Monopol bezeichnen würden. Denn seien wir mal ehrlich? Wer ist Konkurrenz? Poco etwa?
Von den zwei eben angesprochenen Lagern ist die zweite – die die gefühlte Mehrheit darstellt – eine höchstinteressant zu analysierende Masse -der ich auch angehöre (Ehrlichkeit geht über alles!). Für uns ist Ikea bei der Suche nach Möbeln und co. entweder
- so oder so die erste Wahl oder
- wir brauchen einfach mal wieder „dringend“ noch eine fünfte Vase oder
- wir schauen nur mal, was es in Sachen Einirchtungsdesign denn so neues gibt.
Meistens suchen wir allerdings einfach nur liebend gerne einen Grund, einen schönen Nachmittag beim großen Möbelschweden zu verbringen. Denn der eigentliche Grund ist oftmals der gleiche: Ikea macht einfach Spaß!
Aber weshalb hat dieser Einrichtungsguru eigentlich so einen weltweiten Erfolg?
Kurz gesagt: Ikea ist einfach, praktisch, gut. Es ist Inspiration, Lehrmeister und Freund zugleich und irgendwie auch eine große Spielwiese, die uns vom öden Alltag etwas ablenkt.
Dabei war die Idee des im letzten Jahrzehnt vom „Svenska Dagbladet“ zum besten schwedischen Unternehmer aller Zeiten gekürten Gründer Ingvar Kamprad gleichermaßen ehrenwert und einfach: auch die armen Leute sollten die Möglichkeit haben, sich mit Möbeln einrichten zu können, was in den zwei Jahrzehnten nach dem zweiten Weltkrieg sicherlich keine Selbstverständlichkeit war. Angemerkt sei dabei, dass der Unternehmer mittlerweile als einer der reichsten Menschen weltweit gilt.
Denn sein Konzept hat sich ausgezahlt.
Ikea hat sich sozusagen als Vorreiter für schöne Möbel und stylische Accessoires etabliert. Dass viele Produkte eigentliche Stilanlehnungen an andere Designprodukte sind, geht oftmals unter und interessiert auch nicht wirklich, denn Ikea macht tolles Design so ziemlich als einziger geldbeutelfreundlich.
Neben dem typisch schwedischem Stil, der durch seine Gradlinigkeit sehr kombinationsfeundlich ist, bietet Ikea einfach ein gutes Preis-Leistungsverhältnis an. Schöne Sachen für einen erschwinglichen Preis. Und das i-Tüpfelchen: Funktionalität. Ich bin immer wieder begeistert, mit welchen Ideen die Ikea-Designer um die Ecke kommen: neben einfachen Ideen wie klappbare Tische und Stühle, Aufbewahrungboxen, die nach was aussehen oder wenigstens nicht als Ramschkisten auffallen, werden uns immer wieder flexible Möbelsysteme angeboten, die Kombinationsmöglichkeiten in die Höhe schießen lassen und uns immerhin ein wenig Mitgestaltungsmöglichkeit bieten. So kann ich mich bei dem Besta Aufbewahrungssystem kreativ ausleben: ich entscheide mich für einen Korpus und kann anschließend wählen zwischen Schiebetüren, einfachen Regalbrettern oder Schubladen. In noch größerem Ausmaß entzückt uns die Funktionalität des Kleiderschranksystems von Pax. Natürlich alles in unterschiedlichen Farben und Designs. Das neu gehypte Küchensystem Metod entfacht sogar den meistens nur im Sportbereich zu erkennenden Spieltrieb der männlichen Spezies Mensch. Hier kann man(n) nämlich seine eigene Küche zusammenpuzzeln – und das sogar an digitalen Küchernplanern. Völlig kostenlos kann man hier sein eigener Innenarchitekt sein.
Aber die Spielwiese ist noch größer.
Jeder kennt das Labyrinth, das wir erst einmal durchkreuzen müssen, bevor wir an die Warenausgabe kommen. Ein Schlaraffenland an Wohnwelten: gestaltete Räume, gar ganze Wohnungen werden hier präsentiert und lassen uns im Zick-zack Gang viele „ahs“ und „ohs“ durch den Gang raunen. Denn hier bietet uns Ikea Komplettlösungen an und zeigt auf, wie wir unser Heim schön und praktisch zugleich einrichten können. Vom Bett mit ausziehbaren Kisten für Stauraum über das Sideboard, welches man sowohl vertikal als auch horizontal stellen kann bis hin zu hübsch gestalteten Wandregalen mit dekorativen Bildern – natürlich alles mit Ikea Produkten. Inspiration pur! Der Kunde sammelt Ideen, auf die er selbst womöglich nicht gekommen wäre und kann sich eine mögliche Raumgestaltung für seine eigenen vier Wände viel besser vorstellen. Jedes einzeln eingerichtete Teil in diesen Wohnwelten stammt hierbei natürlich aus dem eigenen Repertoir – so greift der Kunde gern mal ungeplant zu ein paar weiteren Teilen, die das Gesamtbild so schön machen.
Aber Ikea ist nicht nur ein Einrichtungshaus. Ich kenne Leute, die sich dort zum Frühstücken verabreden oder sich einfach mal wieder ihre geliebten Köttbulla auf der Zunge zergehen lassen wollen. Dass man die Kinder zur Betreuung und zum Spielen ein Stockwerk tiefer unterbringen kann ist sicherlich ein praktischer und erholsamer Nebeneffekt. Zum Schluss schauen wir nochmal kurz beim Schwedenshop vorbei und nehmen uns anschließend ein 1,-€ Hot Dog auf die Hand mit. Spiel, Spaß und Accessoires. Hier ist fast für jeden was dabei. Das Unternehmen weiß um die Handhabung des Kunden. Alleinstehende werden mit Lösungsvorschlägen für kleine Wohnungen, die mehrere Funktionen beherbergen müssen, versorgt, während Familien durch die Ikea Familienkarte als Mitglied des blau-gelben-Riesens ganz exklusive Angebote bekommen!
Ikea ist eben dein Freund – man wird geduzt, begegnet dem Kunden auf Augenhöhe. Spießiger Anzug und Krawatte oder High heels haben dort nix zu suchen. Schließlich möchte man lockerflockig durch die Gänge schlendern können.
Ingvar Kamprad hat mit IKEA eine Innovation erschaffen – die sich bis heute hält und detailsgetreu fortentwickelt wird. Manchmal nur wünschte ich, es gäbe noch andere Läden, die ähnliches bieten können. Die wenigen, die das können, sind ziemlich schwer zu finden und wenn, dann nur vereinzelt in bestimmten Städten. Vielleicht schafft es ja mal einer,diese „Lücke“ zu schließen. Solange werden wir uns jedes Jahr aufs Neue freuen, wenn die Schweden ihre Tannenbäume aus den Fenstern werfen und wir wieder in Horden das Labyrinth erkunden :-)!
Fotos: Inter IKEA Systems B.V. 2014
5 Comments
Wir haben sogar zwei IKEAs bei uns in der Nähe (einen in Köln und einen in Heerlen). Ich kann auch nicht erklären, warum ich noch nie da war. Hat sich irgendwie nie ergeben.
Da wir zwei pelzige Mitbewohner haben, die mit Vorliebe hin und wieder die Möbel annagen (als sie noch ihre wilden Jahre hatten öfter, heute glücklicherweise eher selten), haben wir nur Naturholzmöbel (keine Lasur, kein Lack oder dergleichen) und die bekommt man hier bei uns ganz gut in kleinen Möbelgeschäften, die sich darauf spezialisiert haben.
Für meine Deko habe ich gar keinen bestimmten Shop. Ich mag Depot sehr gerne und verschiedene Onlineshops (wie lefliving), aber so viel Deko kaufe ich gar nicht, da ich eher ein Purist bin. Aber an Streifen komme ich nicht vorbei. 😉
So und jetzt lese ich erst einmal Deinen Vitrinen-Post, für die habe ich nämlich ein Faible.
Liebe Grüße
Nicole
Hallo Nicole,
dafür musst du dich doch nicht schämen! Ist Ikea denn weit entfernt von dir? Wo kaufst du denn deine Möbel und Dekos so ein? Ich bin total gespannt!
LG 🙂
Ich schäm‘ mich jetzt schon ein wenig dafür, dass ich das schreibe, aber ich war noch nie bei IKEA. Noch nie! Aber nach Deinem Post habe ich wirklich Lust bekommen, IKEA mal einen Besuch abzustatten.
Danke!
Liebe Grüße
Nicole
ja marc, das sehe ich auch so. ist wirklich alles richtig gut gemacht, das muss man auch mal ehrlich zugeben 😉 hehe! lg!
Und auch wenn es immer wieder Leute, die das Gegenteil behaupten: Die Anleitungen sind in der Regel sehr gut. Alles ist durch Bilder erklärt – So muss es sein. Bei der Qualität konnte ich auch noch nie meckern.
Und es gibt diese schwedische Torte/Kuchen…