Mein Name ist Souhela. Ich bin mittlerweile 30 Jahre und….. moment mal. Eigentlich möchte ich hier keine Einführung geben und auch kein Vorstellungsgespräch führen. Eigentlich möchte ich im Rahmen der Aktion short stories von Andrea und Bine in meinem ersten Beitrag zu dieser Reihe mal etwas über mich schreiben. Denn das Thema ist: wer bist du? Ein cooles Thema, dachte ich mir, schreib einfach mal los. Allerdings muss ich zugeben, dass ich keine Ahnung habe, was ich schreiben möchte. Aber ich weiß, dass ich euch ein bisschen von mir erzählen will.
Wenn die Frage gestellt wird, wer man ist, können die Antworten darauf völlig unterschiedlich ausfallen. Das Interessante ist, dass ich mich eigentlich schon oft gefragt, habe wer ich bin. Und ich meine, wer ich wirklich bin. Der Antwort, wenn es denn eine gibt, bin ich eigentlich erst in den letzten Jahren wirklich näher gekommen. Denn bekanntlich ist man ja irgendwie ein Produkt des Umfelds, der Gesellschaft und der Erziehung. Aber nachdem ich mein Leben damit verbracht habe, genau dieses Produkt zu sein, bin ich irgendwann auf den Trichter gekommen, dass das eigentlich nur die Form ist, in die ich mich zwar begeben aber so gar nicht hineingepasst habe. Und so bin ich auf die Suche gegangen. Gar nicht mal allzu aktiv.
Ich glaube, der erste Schritt, mich selbst zu finden (wie man so schön sagt), war ziemlich unbewusst. Ich befand mich in den letzten Zügen meiner etwas langweiligen und unterfordernden Berufsausbildung, die ich nicht allzusehr liebte. Die ständige Verpflichtung, meine Zeit für etwas zu opfern, mit dem ich mich irgendwie gar nicht verbunden fühlte, empfand ich als Belastung. Tagtäglich an meinem Bürostuhl festzukleben, der gähnenden Langeweile in den Rachen blicken zu müssen und von Herausforderungen nur träumen zu können ließ meinen Alltag nicht gerade glänzen. Tageslicht konnte ich vor allem im Winter nur durch das Fenster einatmen – ich drohte zu ersticken. Erst später begriff ich, dass es nicht zwanghaft an mir liegt und ich nicht falsch bin, sondern dass diese Art Job wohl einfach nicht mein Ding ist. Es machte mich unglücklich. Also ergriff ich die Chance, meinem Leben in dieser Situation eine andere Wendung zu geben. Als Kind träumte ich immer davon, zu studieren. Ich entschied mich also, von dem idyllischem Südwesten Deutschlands für ein Studium ins kirre Köln zu ziehen. Der Glaube an mich selbst war nicht grade der stärkste, so bewies ich also Mut, indem ich mit eigentlichen Selbstzweifeln bepackt gen Norden zog. No risk no fun war die Devise – ich würde einfach schauen, ob ich das erste Semester überhaupt schaffte, wenn nicht, konnte ich ja jederzeit wieder zurückkehren. Vier Jahre später hatte ich meinen Bachelorabschluss in der Hand. Jetzt – im achten Jahr meines Kölner Lebens – habe ich eine Menge Erfahrung. Und irgendwie eine neue, authentischere Persönlichkeit.
Die Zeiten waren nicht immer leicht. Selbstständig und unabhängig habe ich mein Leben hier gemeistert und mich selbst viel besser kennengelernt. Nach 3 Jahren gefühltem Bürogefängnis konnte ich die Tage endlich wieder mehr oder weniger selbst gestalten und selbstständiger arbeiten. Ich liebte mein Studium und beschäftigte mich endlich mit etwas, das mich packte und das meine Leidenschaft entfachte. Ich hatte Zeit zum lesen, zum spazieren gehen und Zeit zum sein. Ich lernte, mein eigener Glückes Schmied zu sein und gab mir ein Versprechen: mein Leben gestalte ich ab jetzt so, wie es für mich gut ist, auch wenn es nicht der Norm entsprechen mag.
Ich fing an, mutiger zu werden, mehr auszuprobieren und meinen eigenen Weg zu gehen statt den der anderen. Vor zwei Jahren entdeckte ich meine kreative Ader und gründete diesen Blog – etwas, das ich und andere um mich herum nicht für möglich gehalten hätten (denn ich bin/ war sowas wie ein PC-Idiot). Und heute weiß ich, dass manchmal mehr in einem steckt als man zu glauben vermag.
Heute weiß ich viel mehr über mich. Ich weiß viel eher, wer ich bin. Zum Beispiel, dass ich kein Mensch bin, der einfach funktionieren kann. Ich bin leidenschaftlich und aktiv, wissbegierig und lebendig. Ich bin sehr vielseitig und interessiere mich für viele völlig verschiedene Bereiche. Ich bin ein Macher und brauche es, meine Wochenabläufe selbstständig und mehr oder weniger frei verwalten zu können. Und eins habe ich auch gelernt: ich liebe es, Zeit mit mir zu verbringen und Zeit zu haben. Und dass man Zeit nicht kaufen kann. Genauso wenig wie einen schönen und glücklichen Alltag.
Momentan habe ich eine Teilzeitstelle, die mir richtig Spaß macht. Mit ihr verdiene ich grad mal so viel Geld, dass es zum Leben reicht, aber sie ermöglicht es mir, noch viele andere Dinge, die ich liebe, machen zu können. Richtig angekommen bin ich noch nicht und ich weiß auch mit meinen 30 Jahren noch nicht wirklich, wohin meine Reise mich führen wird. Aber ich gebe mir Zeit und bin mir bewusst, dass man nicht alles immer nach Plan realisieren, sein Leben aber sehr wohl in eine Richtung lenken kann.
Ich habe die Einsicht gewonnen, dass man für sein Leben selbst verantwortlich ist. Auch, wenn es nicht dem entspricht, was die grobe Masse tut oder erwartet, sollte man den Mut aufbringen und sich das Leben so gestalten, dass man glücklich damit ist. Viel zu oft geben wir uns Dingen hin, die uns nichts bedeuten, einfach nur, weil man es „eben so macht“. Aber jeder Mensch ist anders und jeder hat andere Bedürfnisse. Deshalb ist es wichtig, zu wissen, wer man ist. Das bedeutet rausfinden, was man liebt, was es braucht, um an seinem Leben Spaß zu haben. Denn was gibt es schöneres als verliebt zu sein in sein eigenes Leben?
7 Comments
Danke liebe Yvonne, du weißt gar nicht, wie ich mich darüber freue, dass dir der Text so gut gefällt! Schreiben ist einfach was Schönes, es befreit ein wenig. Und wenn andere sich in meinen Texten wiederfinden, hat sich meine „neue Rubrik“ doppelt gelohnt!
Liebe Grüße 🙂
Das ist wirklich ein sehr schöner Text – da finden sich bestimmt viele drin wieder – ich tat es hier und dort. Ein seeehr schöner Text, den Du da geschrieben hast!
Herzlichen Dank für Dein Kompliment. Ich freue mich sehr, dass Dir Streifenliebe gefällt.
Liebe Grüße
Nicole
Vielen Dank für deinen netten Kommentar liebe Nicole! Ich freue mich toootaaal, dass dir der Text und mein Blog gefallen! Du hast aber auch einen richtig süßen Blog, sehr liebevoll geschrieben und gestaltet!
Viele Grüße 🙂
Wow! Toller Text, den ich sehr gerne gelesen habe. Und ich kann mich nur anschließen: „Mach weiter so und gehe Deinen Weg“.
Und nebenbei bemerkt: Dein Blog ist echt schön; ich komme gerne wieder.
Liebe Grüße
Nicole
Vielen vielen Dank Susann!!! 🙂
Großartig geschrieben! Du triffst den Nagel auf den Kopf und sprichst mir aus der Seele…mach weiter so und gehe deinen Weg; ich freue mich drauf! 🙂