Wirrwarr. Wahnsinn. Der Kopf explodiert. Du hast einen Berg an Arbeit vor dir und bist total benebelt. Die Versicherung wartet auf die Unterlagen, die Steuerklärung ist längst überfällig und das Gästezimmer braucht dringend einen neuen Anstrich…Kommt dir das bekannt vor? Manchmal spuken einem so viele Sachen im Kopf rum, dass man schon gar nicht mehr weiß, wo man anfangen soll. Und einen Überblick hat man schon lange nicht mehr. Dabei ist das das Wichtigste! Ein paar Orga-Tipps von einer Kopfchaotin.
Von dem ein oder anderen wurde ich wahrscheinlich spätestens bei dem Wort ‚Tipps‘ etwas beschmunzelt. Denn Kopfchaos ist sozusagen mein zweiter Vorname. Ich habe immer so viele Ideen und To Dos, dass ich gar nicht mehr abschalten kann und im blödesten Fall letztendlich vor Frust regelrecht resigniere. Entspannung wird zum Fremdwort und die ständigen Gedanken zermartern einem das Hirn. Man dreht sich immer wieder im Kreis. Brenzlich wird es, wenn man alles hinschmeißen, laut losheulen möchte oder nur noch von Stress, Angst oder gar Panik getrieben wird. Dabei ist das alles gar nicht so schlimm, denn es gibt ein paar Techniken, die einem aus diesem Wirrwarr raus helfen. Zur Belastung wird es meist dann, wenn der Berg vor einem so groß erscheint, dass man ihn nicht mehr abbauen kann weil man keinen Überblick mehr hat. Denn das ist das Schlüsselwort: ÜBERBLICK:
Warum es ist so wichtig für uns ist, den Überblick zu behalten
Hast du vielleicht oft Kopfschmerzen, Nackenverspannungen oder fühlst dich völlig kaputt und ausgesaugt? Dann bist du mit manchen Sachen vielleicht einfach überlastet, sie sitzen dir buchstäblich im Nacken und bereiten dir Kopfzerbrechen. Dass Stress, Angst und Sorgen sich auch auf das körperliche Wohlbefinden auswirken können,ist schon lange kein Geheimnis mehr. Aber wie kommt es, dass solche Belastungen einen so fertig machen können? Ganz einfach: weil uns der Überblick fehlt! Weil wir keine Struktur haben, die uns das Gefühl von Kontrolle gibt. Wenn du das einmal verstanden hast, fällt es dir um einiges leichter, die Dinge anders anzugehen.
Struktur
Wir Menschen brauchen Struktur. Zum einen, weil wir nur sehr bedingt fähig sind, mehreres auf einmal aufnehmen und zum anderen, weil wir nicht mehrere Dinge zugleich verarbeiten können. Das betrifft vor allem Gedanken. Bevor du dir ein Buch oder eine Anleitung durchliest, schaust du dir für gewöhnlich zuerst einmal das Inhaltsverzeichnis an um dir einen Überblick zu verschaffen und somit herausfilterst, wo du was findest, welche Themen es gibt und was überhaupt relevant ist. Ohne ein Inhaltsverzeichnis wäre ein Handbuch eine Katastrophe! Deshalb: immer eins nach dem anderen.
Kontrolle
Warum macht es uns also nervös, wenn wir den Überblick nicht mehr haben? Meine Antwort ist einfach: weil wir keine Kontrolle mehr haben. Erst letztens war ich wieder in so einer Situation: tausend Dinge standen im Raum, die noch erledigt werden wollten und nur so vor sich hin plätscherten. Ich wusste gar nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Kopfchaos! Ich war einfach nur belastet. Also habe ich mich hingesetzt, mir alles übersichtlich aufgeschrieben,Telefonate geführt und das Wichtigste in Angriff genommen. Ich habe mich soooo befreit gefühlt! Nun wusste ich genau, was zu erledigen ist, konnte jederzeit nachschauen und war nicht mehr nervös, irgendwas könnte passieren oder vergessen werden. Meine schlechte Laune war vorüber und ich fühlte mich nicht mehr belastet. Nicht, weil alles vollends erledigt ist (es gibt noch to dos), sondern weil ich einen Überblick habe und weiß, dass ich es unter Kontrolle habe.
Nun verstehst du vielleicht, weshalb ich es als ganz besonders wichtig empfinde, sich darüber im Klaren zu werden, dass es gut ist, eine Übersicht zu haben. Die Gedanken können aufhören zu kreisen, weil sie einen Platz gefunden haben und du fühlst dich einfach sicherer.
Bevor wir uns direkt daran machen, uns die nötige Übersicht zu verschaffen, möchte ich denjenigen, die sich noch sehr stark unter Druck fühlen, erst einmal ein paar Ideen mitgeben. Vielleicht ist dein Kopf noch zu voll oder du bist innerlich noch zu angespannt, um direkt loszulegen. Jeder Mensch ist anders. Wenn du merkst, dass du gleich an die Decke gehst oder einen Heulkrampf bekommst – komm erst mal runter.
Finde Kraft in der Entspannung
Jeder Mensch geht anders mit Stresssituationen und Belastungen um. Finde für dich raus, was dir am besten hilft. Es geht nicht darum, zu verdrängen, sondern vielmehr darum, dir erstmal den Druck zu nehmen mit dem Wissen, dass du dir gerecht wirst, weil du dich deiner Aufgabe widmen wirst.
Hier verschiedene Ideen, wie du ein wenig Abstand gewinnen kannst:
- mache einen Spaziergang oder eine kleine Radtour von 20-30 Minuten an der frischen Luft. Atme tief durch. Es kann Wunder wirken.
- geh eine Runde joggen oder ins Fitnessstudio. Mach dir buchstäblich Luft, damit du später mehr Raum zum Denken hast!
- wenn du kreativ bist, dann bastel oder werkel. Dabei bist du konzentriert und bei dir selbst. So gewinnst du etwas Abstand zu den belastenden Themen. Mich beruhigt es oftmals.
- meditiere oder mach Yoga – auch hier lenkst du deine Konzentration auf eine Sache. Du gewinnst Abstand und findest zudem körperliche Entspannung
Das ist nur eine Auswahl. Und ich schlage sie denjenigen vor, die es vielleicht brauchen, bevor sie sich den nervigen, belastenden Themen widmen. Nun wird es Zeit, aktiv zu werden!
Verschaffe dir einen Überblick – aus dem großen Berg kleine Hügel machen
Nun widmest du dich deinen (gefühlt) Tausend Sachen, die du noch zu erledigen hast oder tun möchtest. Dafür sind nur ein paar Schritte nötig, damit du wieder einen Überblick bekommst. Eins nach dem anderen.
Schreib erst einmal alle To Dos auf ein Blatt Papier – so wie sie dir in den Kopf kommen. Hier geht es erstmal darum, deine Erledigungen zu sammeln und festzuhalten.
2. Prioritäten markieren
Jetzt formst du kleine Hügel aus dem großen Berg. Markiere dafür die Dinge, die am wichtigsten und dringlichsten sind, farblich. Wenn die Liste sehr lang ist, kannst du auch mehrere Farben verwenden, z.B. rot für ’sehr wichtig‘, blau für ‚wichtig‘ und gelb für ‚weniger wichtig‘. Anschließend nimmst du dir ein anderes Blatt Papier und trägst die Aufgaben nach Prioritäten in Spalten ein.
Vielleicht denkst du dir: oh man, das ist aber ALLES total wichtig. Damit nicht 90% deiner Erledigungen rot markiert sind, stelle dir folgende Fragen:
- Kann dieser Punkt noch warten? Ist er essentiell?
- Wenn dieser Aspekt nicht umgehend erledigt wird, hat das Konsequenzen? (Mahnungen, Fristabläufe ect.)
Im Umkehrschluss heißt das, dass alles, was (bald ablaufende) Fristen hat, zu Konsequenzen führen kann oder von besonderer Bedeutung ist, rot markiert werden sollte.
So, nun hast du erstmal eine Übersicht! Yeah!
Das Einfache zuerst
Bevor ich nun loslege schaue ich meistens kurz nach, ob es To Dos gibt, die ich schnell erledigen kann, wie etwa ein kurzer Anruf, eine Überweisung o.ä. Diese setze ich mir dann an allererste Stelle oder erledige sie sogar direkt – somit kann ich schonmal was von der Liste streichen – ein gutes Gefühl!
Wenn du also nicht genau weißt, welche der „roten“ Angelegenheiten du zuerst angehen sollst, wähle diejenige, dir dir am einfachsten fällt oder wenig Aufwand ist!
Das heißt, du solltest zwei Aspekte bei deiner „Prioriätenliste“ einbeziehen.
- Dringlichkeit und
- Einfachheit
Ersteres ist einfach wesentlich, Zweiteres motivierend, da es dir hilft, schon mal einen Anfang zu machen und ein kleines „Erfolgserlebnis“ zu haben.
Es ist zu viel? Such dir Unterstützung!
Wenn es einfach zu viel ist und du denkst, dass du das alles nicht hinbekommst, dann such dir Unterstützung! Frag Freunde und Bekannte, ob sie dir helfen. Das kann eine Besorgung, ein Anruf, das Verfassen einer Email, Hilfe bei der Hausarbeit oder auch das Raussuchen eines Dokumentes sein. Eine Hand wäscht die andere!
Allgemeine Organisationstipps für den Alltag
„Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen“. Jaaa, ich weiß, die meisten können diesen Satz nicht (mehr) hören, aber er ist einfach wahr! Erledige Dinge sofort, wenn du kannst! Oftmals nimmt die Angelegenheit nur ein paar wenige Minuten in Anspruch – wartest du, werden die kleinen Dinge hingegen zu einem großen Berg. Wenn ich nach Hause komme und eine Rechnung im Briefkasten habe, setze ich mich direkt an den PC und mache meine Überweisung fertig. Was weg ist, ist weg – und du hast es aus dem Kopf! Jetzt kann ich den Abend und die Nacht genießen!
Telefon statt lästige Rennereien
Ich bekomme ab und zu mit, dass Freunde oder Bekannte sagen“ Oh, da muss ich unbedingt noch vorbei gehen, aber die Öffnungszeiten sind so doof“ (z.B. Versicherung, Bank). Bei vielen Dingen musst du nicht unbedingt vor Ort sein. Ruf einfach an! Da meine Versicherung nicht in der Nähe ist, muss ich alles per Telefon klären und es funktioniert wunderbar! Im Gegenteil zu unseren (Ur) Großeltern haben wir den Vorteil dieser praktischen Kommunikation. Noch was:: ruf sofort an und verschiebe es nicht auf den nächsten Tag (es sei denn, du erreichst niemanden).
Nutze das Internet
Nutze online Banking statt für jede Überweisung zur Bank zu rennen; Daueraufträge statt monatliches „ich muss an die Überweisung denken“ (man kann übrigens per Online Banking auch das Ausführungsdatum einer Überweisung festlegen), Email statt den Postweg. Die meisten Dinge müssen erst einmal eingerichtet/ beantragt werden – dafür hast du aber einen geregelteren Alltag und eine einfachere Handhabung!
Ablagefächer einrichten
Stelle dir in Flur, Küche oder – wenn vorhanden – im Arbeitsraum Ablagefächer oder Prospekthalter für die Wand parat. Hier kannst du unerledigte Dinge und andere Post einsortieren.
Setze dir Erinnerungen
Wenn du eine bestimmte Sache – aus welchem Grund auch immer – nicht erledigen kannst, setze ein Datum/ Tag für dich fest, an dem du nochmal nachhakst oder die Sache in Angriff nehmen kannst. Wenn dir beispielsweise für einen Antrag beim Amt noch ein notwendiges Formular fehlt, dann setz dir eine Erinnerung. Schreibe es in deinen Terminplaner oder Kalender, speichere es in dein Handy – Hauptsache, du siehst es. Wichtig dabei ist: lege es auch mental zur Seite, denn in der Zwischenzeit kannst du nichts tun. Es ändert also nichts daran, es ständig im Kopf zu haben. Es wird erst dann wieder relevant für dich, wenn du handlungsfähig bist. Bis dahin: RELAX!
Helfen dir die Tipps? Wie gehst du damit um, wenn du mal überfordert bist?
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5 Comments
Hallo Souhela,
ich wollte dir schon länger schreiben, aber habe es leider nicht so richtig geschafft. Umso schöner, dass ich jetzt die Zeit gefunden habe um dir zu schreiben, denn an deinem Beitrag bin ich irgendwie hängen geblieben.
Das Bedürfnis nach Struktur kann ich wirklich sehr gut nachvollziehen. Wenn ich mir Sachen nicht aufschreibe, dann vergesse ich sie doch irgendwie wieder und oft habe ich dann 1000 Zettel mit der Überschrift To-Do-Liste. Zu den verschiedenen To-Do-Listen kommen dann auch noch Termine, die man sich auf Zettel aufgeschrieben hat und dann hat selbst diese Struktur wieder Chaos. Zumindest war das bei mir häufiger so.
Ich habe dann allerdings ein super System für mich gefunden. Hast du Mal vom „Bullet Journal“ gehört? Die haben auch eine richtig gute Internetseite wo das System erklärt wird. Im Großen und Ganzen ist ein Bullet Journal nichts anderes als eine gebündelte Mischung aus To-Do-Liste, Notizzettel und Kalender. Ich bin damit wirklich sehr glücklich und vor allem während meiner Bachelorarbeit hat sich dieses System wirklich ausgezahlt.
Endlich Ordnung und Struktur in einem Buch, an einem Platz. Traumhaft!
Viele Grüße
Jacqueline
Danke ihr Lieben!
Nadine, deinen Tipp finde ich gut, verschiedene Pojekte auf verschiedene Zettel zu schreiben! Wenn es richtig viel ist, mach das besonders Sinn!
Ja, man muss sich zwischendurch echt mal Zeit und Abstand nehmen, sonst wird man irre haha 😀
Liebe Grüße un viel Erfolg!
Liebe Souhela,
oh, ich kenne das gut mit dem Kopfchaos! hihi.. was für ein schöner Ausdruck!
Jedenfalls habe ich Ende des Jahres mit einem Listensystem von David Allen (Getting Things Done) angefangen. Gibt es auch auf Deutsch (wie ich die Dinge geregelt bekomme). Der Ansatz ist ähnlich, dass man alles erstmal aus dem Kopf bekommen soll und es auf unterschiedliche Listen schreibt.
Mir hat das gut geholfen, da ich immer das Problem hatte, wie ich berufliche und private Aufgaben aufschreiben soll, ohne gleich Prioritäten zu setzen und mich dabei dann doch zu verzetteln. Klar, habe ich auch Projekt orientierte Listen, dennoch muss ich ja den Tag selbst einteilen und dann geriet trotzdem einiges durcheinander.
Ich finde deine Ansätze und Tipps sehr schön aufgegliedert. Daran kann man sich gut heran tasten. Denn am Ende braucht es ja doch einige Zeit, die beste Methode für sich herauszufinden. Welcher Punkt mir am besten befallen hat, war der kreative Ansatz: Einfach was werkeln oder basteln! Das mache ich leider zur Zeit viel zu wenig, dabei beruhigt es ungemein und bringt neue Inspirationen nach getaner Arbeit.
Danke, meine Liebe! Heute werde ich gleich mal wieder was Nähen und dann neuen Freiraum in Hirn produzieren. hihiii
Ganz liebe Grüße,
Nadine – breukesselchen
Super Beitrag
Mit vielen nützlichen Tipps ☺️
Sehr schöner Artikel mit interessanten Punkten. Ich persönlich hab damit gar kein Problem, weil ich eine tolle Frau hab die sich darum kümmert 😉